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Die Angst ist das Befürchten möglichen Leidens und bezeichnet somit eine Empfindungs und Verhaltenssituation aus Ungewissheit und Anspannung, die durch eine eingetretene oder erwartete Bedrohung (z.B. Schmerz, Verlust, Tod) hervorgerufen wird. Der Begriff Angst grenzt sich von der Furcht dadurch ab, dass sich Furcht immer auf eine reale Bedrohung bezieht (gerichtete Angst), Angst ist dagegen ein ungerichteter Gefühlszustand. Im Deutschen werden "Angst" und "Furcht" allerdings oft synonym verwendet, obwohl es z.B. statt "Angst vor dem Fliegen" eigentlich "Furcht vor dem Fliegen" heißen müsste. In anderen Sprachen haben die von den lat. Wörtern "anxietas" und "pavor" abgeleiteten Wörter allerdings unterschiedliche Bedeutung, so z.B. im Französischen "anxieté" und "peur". Der Begriff Angst hat sich seit dem 8. Jahrhundert von gemein-indogermanisch *anghu-, „beengend“ über althochdeutsch angust entwickelt. Er ist urverwandt mit lateinisch angustia, „die Enge“ und angor, „das Würgen“). Das Wort „Angst“ gibt es als Wortexport auch im Englischen. Es bedeutet so viel wie Existenzangst. Sie sprechen von "angst-ridden" (von Angst geritten, im Sinne von beherrscht). Vermutlich wurde das Wort 1849 von George Eliot eingeführt.

Man muss unterscheiden zwischen realer, begründeter Angst (Furcht vor Krankheit, Unfällen, Tod, Krieg, Terror, Verlust eines nahe stehenden Menschen oder vor materiellen Verlusten) und unrealistischer oder übertriebener Angst, wie sie bei den so genannten Angsterkrankungen auftritt (z.B. Angst vor Kaufhäusern, Fahrstühlen, Mäusen, Spinnen etc.). Wenn Menschen sich wegen Ängsten in Behandlung begeben, dann leiden sie fast immer unter einer Angststörung.

Symptome/Beschreibung

Die körperlichen Symptome der Angst sind physiologische (also nicht krankhafte) Phänomene, die in einer Gefahrensituation das Überleben sichern sollen. Sie sollen ein Lebewesen auf eine "Kampf- oder Flucht-Situation" vorbereiten:

Diese sinnvollen Reaktionen klingen nach Ende der bedrohlichen Situation relativ schnell wieder ab. Diese körperlichen Symptome entstehen in verschiedenen Gebieten des Gehirns. Ausgehend von der Amygdala (Mandelkern) werden folgende Regionen erregt: periaquäduktales Grau, Locus coeruleus, Nucleus parabrachialis, das vegetative Nervensystem über den Hypothalamus und die so genannte Stressachse (Ausschüttung von Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin aus der Nebennierenrinde), ebenfalls gesteuert über den Hypothalamus. Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst sind die gleichen, egal, ob es sich um eine reale Bedrohung (Straßenräuber mit einem Messer) oder um eine Panikattacke aus heiterem Himmel handelt. Jeder vierte Patient mit Angststörung klagt über chronische Schmerzen.

Angst und Religion

Theologisch gesprochen ist Angst das Gegenteil von Glaube. In allen Religionen geht es um die Entmachtung der Angst, auch dort, wo die Götter selbst als furchteinflößend erscheinen, womit eher Ehrfurcht als Furcht erzielt werden soll. Durch Rituale und Opfer versuchte der Mensch von Urzeit an, ihm unheimliche Mächte zu beeinflussen und gnädig zu stimmen.

Die Epikureer strebten einen angstfreien Zustand an, indem sie zu zeigen versuchten, dass der Tod im Grunde den Menschen nichts angehe, weil er kein Ereignis des Lebens sei. Die Angst vor den Göttern sollte dadurch entmachtet werden, dass man für die Auffassung argumentierte, dass die Götter in einer abgetrennten Sphäre existierten und sich für die Sterblichen nicht interessierten.

Im Buddhismus besteht die "Erleuchtung" darin, das Ich und sein vielfältiges Begehren als unheilvolle und leidverursachende Illusion aufzudecken. Der Erleuchtete müsse nicht mehr aus der Angst um sich selbst leben, weil er erkannt habe, dass sein individuelles Selbst nur eine Täuschung sei: Er sei vom Ich befreit.

Der christliche Glaube versteht sich ursprünglich als die Gemeinschaft des Menschen mit Gott, der in Jesus von Nazaret Mensch geworden ist, um dem Menschen seine wahre Wirklichkeit, nämlich sein unbedingtes Geborgensein in der Liebe Gottes im mitmenschlichen Wort zu offenbaren. Gott ist der in allem Mächtige, derjenige, ohne den nichts sein kann und ohne den nichts ist. Wer Anteil habe am Verhältnis Jesu zu Gott, ist nach der christlichen Botschaft zu wahrer Menschlichkeit befreit. Der Glaubende stehe nicht mehr unter der Macht der Angst um sich selbst, sondern werde eben durch den Glauben davon befreit, irgendetwas in der Welt zu vergöttern bzw. an der Welt zu verzweifeln, wenn ihm das fälschlich Vergötterte genommen wird: Darin bestehe die Erlösung des Menschen. Denn die Liebe Gottes sei stärker als alle Angst um sich selbst und stärker sogar als der Tod.

Im frühchristlichen Sonntagsgottesdienst war es darum ausdrücklich verboten zu knien, um auszudrücken, dass der Christ Gott angstfrei auf Augenhöhe begegnen kann. Im Gegensatz dazu ist in der weiteren Geschichte des Christentums der Begriff der Ehrfurcht oft missverstanden worden. Vor der Reformation herrschte beispielsweise eine allgemeine Jenseitsangst unter den Menschen, die Erwartung einer neuen Sintflut war weit verbreitet. Insofern war die Frage Martin Luthers nach dem "gnädigen Gott" in seiner Zeit eine existentielle. Auch der Hexenwahn kann als Ausdruck von kollektiven Ängsten betrachtet werden. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein sahen in Deutschland Katecheten beider Konfessionen die Drohung mit der Hölle als adäquates erzieherisches Mittel an.

Ekklesiogene Neurosen und psychotische Wahnvorstellungen hängen oft mit angstbesetzten religiösen Vorstellungen zusammen.

Auf die Zusammenhänge zwischen Angst auf der einen und Religion, Politik, Sicherheitsdenken und Individuum auf der anderen Seite spielt Christoph Schlingensief mit dem von ihm begründeten Projekt Church of Fear an.

Sexualangst

Sexualangst bezeichnet im weitesten Sinne die Angst vor Intimität. Sie ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt und kann bis zur völligen Ablehnung körperlicher Nähe reichen.

Schon im Vorfeld zwischenmenschlicher Kontakte macht sich Sexualangst als Schüchternheit bemerkbar. Jugendliche suchen dann gleichgeschlechtliche Gruppen auf, in denen sie ihre Unbeholfenheit im Umgang mit dem anderen Geschlecht überspielen können. In dieser Phase schwankt der Mensch zwischen Anziehung und Ängsten. Für ihn selbst oft unerklärlich werden intellektuelle Konstrukte vorgeschoben um sich und den Freunden nicht eingestehen zu müssen, dass ihn eigentlich eine mehr oder weniger ausgeprägte Sexualangst zurückhält.Neben Panikattacken kann das ein Zittern am ganzen Körper sein oder ein Verfallen in eine Art wehrlose Erstarrung. Von dem Partner fast grundsätzlich fehlinterpretiert sind diese Anzeichen ein sicheres Indiz für das Vorhandensein von Sexualangst.

Mag es falsche Scham oder auch verletzter Stolz ob der erlittenen „Niederlage“ sein: In dieser Phase lassen sich betroffene Menschen oft zu Kurzschlussreaktionen hinreißen.

 

Angststörung kann Schmerzen bereiten", Ärzte-Zeitung, 18. Januar 2007, S. 11